Vortrag von Stefan Michel von Bossard beim Smart Business Day 2019
Stefan Michel ist “Dean Executive MBA” und Professor an der IMD sowie Verwaltungsrat bei Bossard. Am Smart Business Day von Namics spricht er über Digitale Strategie anstelle von Digitaler Transformation. Und zwar anhand der Realität bei Bossard (und ein bisschen bei IMD). Hören wir mal rein.
Die Vorstellung zu Bossard (wir machen Schrauben) ist angenehm kurz und witzig. Umsatz CHF 880 Mio., Marge das Doppelte der Branche und Lieferant von Tesla. Bossard hat Tesla bereits vier Jahre vor dem ersten gelieferten Auto kontaktiert und in der Folge akquiriert. Und ein Versprecher, den ich Euch nicht vorenthalten will: “Man kann viel auf PowerPoint schrauben”.
“Für mich ist die Überraschung, wie lange das [mit der Digitalisierung] gedauert hat” (seine Dissertation befasste sich 1996 mit E-Banking). Die Arbeit an der Strategie in Bezug auf “Digitale Transformation” bei Bossard begann 2015. Wichtig dabei war einerseits das Geschäft nicht zu vernachlässigen und andererseits auf die bestehenden Stärken zu bauen. Oder in anderen Worten: “Sagt nicht digitale Transformation, wenn es keine ist.
Was war das Problem? Wenn Verwaltungsräte diskutieren, so treffen zu viele Hintergründe und Verständnisse aufeinander und es findet keine zielgerichtete Diskussion statt. Der eine spricht von Twitter, der nächste von Amazon und wieder einer von künstlicher Intelligenz. Geholfen hat bei Bossard die Aufgliederung der strategischen Diskussion in die folgenden sechs Ebenen, die Michel in der Folge mit Inhalten füllt.
Kernfrage, die immer wieder leiten soll, ist ob die Kunden diese Services bezahlen sollen.
Die Einstufung auf diese wenigen Ebenen ist fĂĽr viele zu banal, fĂĽr einen Verwaltungsrat, der sich erstmals mit digitalen Themen befasst aber passend.
Ein weiteres, einfaches Modell, das bei ihnen zur Anwendung kommt, ist “three horizons”. Die Aufgliederung der Initiativen in drei zeitliche Horizonte über fünf Jahre. Daran angehängt ist der eigentliche Prozess inklusive ein jährlicher Workshop des Verwaltungsrates. Dieser ist gemäss Gesetz für die Strategie verantwortlich und muss sich damit befassen. In der ersten Iteration wurden rund 15 Initiativen definiert.
Eine spannende Diskussion war die zu 3D-Druck. Was passiert, wenn Kunden Kaffeemaschinen selbst drucken? Dann brauchen sie keine Schrauben mehr. Die Techniker sagten, dass dieses Szenario zu teuer, qualitativ zu schlecht und nicht praktikabel sei. Eine ähnliche Einstellung wie die der Techniker von Kodak, die sich gegen digitale Fotografie stellten. Bossard hat in der Folge stark in den Markt für Produkte und Dienstleistungen für 3D-Printing investiert.
“Wenn es nicht weh tut, ist es keine echte Entscheidung”. Alles andere ist keine Strategie, aber bestenfalls Planung oder nur vergeudete Zeit.