Hat Virtual Reality das Potenzial ein neues Kundenerlebnis zu schaffen? Unsere Einschätzung hier
Eine hochwertige Customer Experience zu schaffen ist essentiell für den Unternehmenserfolg unserer Kunden – und mit Virtual Reality-Inhalten ist diese Erfahrung (be)greifbarer denn je. Aber auch praktikabel? Und welche Vorteile bieten VR-Inhalte im Bereich Content Marketing?
Mein Einstieg in die virtuelle Welt war anders als erwartet: Ich hörte einen Radio-Podcast über das „Psychedelische Jahr 1966 – Turn on, tune in, drop out“. Nach Zitaten von Lennon, Langhans und Leary wurde – für mich überraschend – die Brücke zur entstehenden Tech-Branche der 60er und 70er Jahre geschlagen: Steve Jobs, Psychedelika und deren Zusammenhang mit der Entwicklung des Personal Computers.
Der PC wurde als Verlängerung des Gehirns gesehen, mit dem der User orts- und zeitunabhängig in neue Welten eintauchen kann. Die endgültige Erfüllung dieser Bewusstseinserweiterung stellen Augmented und Virtual Reality dar: Mit der (nicht grünen und auch nicht rosafarbenem) VR-Brille ist die Realisierung eines LSD-Trips „endlich“ da – so die These.
„The world is no longer flat. The internet is fast-becoming a place you step inside. Just as you had to make your site responsive for mobile, so too will you have to make it responsive for VR.” (Sarah Hill, CEO and chief storyteller for StoryUP)
Der VR-Hype aus dem vergangenen Jahr hält an. Das „erste Mal“ in der virtuellen Welt fühlt sich tatsächlich wie ein Trip an und hinterlässt bei jedem ein echtes Wow-Gefühl: Besteige den Mount Everest, tauche zum Great Barrier Reef oder in eine andere Dir unbekannte Welt ein. Virtual Reality macht genau das möglich und wirklich erfühlbar. Unternehmen bietet sich mit VR-Content die Chance, ihre Produktwelten und Inhalte unabhängig von Ort und Zeit dem Kunden zu zeigen. Und das auf emotionale und spektakuläre Art und Weise, was den User in seiner Brand Awareness nachhaltig beeinflusst.
Soweit die Theorie, aber wie sieht es in der Praxis aus? Seit Kurzem reden Unternehmen nicht mehr nur über Virtual Reality, sondern setzen konkrete Projekte um: Immobilienmakler nutzen VR-Inhalte, damit potenzielle Käufer sich Wohnungen (inklusive Möbel) virtuell orts- und zeitunabhängig ansehen können. Media Markt hat die eigene Webseite VR-World geschaffen und tourt derzeit mit einem Truck durch Deutschland, verspricht VR zum Anfassen. Autofirmen simulieren eine Fahrt im Auto, mit Ausstattung nach Kundenwunsch. Und Hotel- und Reiseportalen bietet es die Chance, faszinierenden Landschaftsaufnahmen in 360-Grad-Videos intensiv und emotional darzustellen.
„Bis zum Jahr 2020 plant ein Viertel der befragten Marketer Virtual oder Augmented Reality einzusetzen, um die Kunden zu einem stärkeren Engagement zu motivieren.“ (Adobe-Studie „Digital Trends 2017“)
Laut einer aktuellen Adobe-Studie wird 2017 das Jahr des Kundenerlebnisses: Rund zwei Drittel der befragten Marketingentscheider wollen verstärkt auf eine begeisternde User Experience setzen. Realisieren wollen sie das vor allem mit gezieltem Content Marketing. Und da kommt Virtual Reality als „neues“ Element ins Spiel. VR-Storytelling ist groß im Kommen, die Vorteile liegen auf der Hand: Der Leser bzw. Zuschauer wird emotional stärker involviert – die Geschichte wird nicht nur gesehen, sondern erlebt.
Der Mehrwert für den Nutzer entsteht immer dann, wenn er Antworten auf zentrale Fragen erhält – hierfür eignet sich VR ideal. Im Vergleich zu klassischen Paid-Media-Formaten ist die Dauer, mit der sich der Nutzer mit einer Botschaft beschäftigt, viel höher – ebenso der Grad an Involvement. Eine bessere Vorstellungskraft schafft bessere Entscheidungsmöglichkeiten, diese erhöhen den Kaufanreiz und die Wahrscheinlichkeit eines tatsächlichen Kaufs.
Ebenso profitieren Unternehmen mit erklärungsbedürftigen Produkten von VR-Inhalten. So können komplexe Sachverhalte oder komplizierte Maschinen anschaulich erklärt und erfahrbar gemacht werden. Die Videos können zudem für interne Schulungen und Coachings genutzt werden.
Welch großes Potenzial VR-Content-Marketing besitzt, zeigt auch der aktuelle Report „Content Marketing meets Virtual Reality“ des internationalen Marktforschungsinstituts YouGov. Etwa jeder sechste Deutsche (16 Prozent) besitzt bereits ein VR-Headset oder plant, innerhalb des nächsten Jahres eines zu kaufen. Die Unternehmen haben es selbst in der Hand, um die Zahl der User zu vermehren: Mit jeder spektakulären Kampagne steigt das Interesse an Virtual Reality weiter.
“I always joke VR is like sausage. Everyone wants to consume it but no one wants to see it being made.” (Sarah Hill, CEO and chief storyteller for StoryUP)
Doch in der Praxis stellt sich das Thema Virtual Reality komplexer dar, als es auf den ersten Blick erscheint. Viele VR-Anwendungen wirken bisher alles andere als real. Die Gründe dafür liegen in der häufig nicht ausreichenden Hardware-Performance und hohen Produktionskosten im Vergleich zu gewöhnlichen 2D-Inhalten. Es bedarf der Expertise spezieller 3D-Entwickler, um eine hohe Content-Qualität zu garantieren. Egal, ob es sich dabei um ein reales Video oder eine Animation handelt.
Zudem ist die Zielgruppe in Deutschland mit 16 Prozent (siehe Studie oben) doch noch sehr klein. Gründe hierfür sind die hohen Kosten einer VR-Brille, dessen klobiges Design und die generelle Skepsis der breiten Masse gegenüber neuen Medien. Für einen einfachen und günstigen Zugang in die virtuelle Welt eignet sich nur Google Cardboard – ein echtes Erlebnis schafft das Pappgestell für das Smartphone jedoch nicht. Um VR für den Kunden wirklich erlebbar zu machen, wird eine richtige VR-Brille benötigt – und die ist richtig teuer. Deswegen setzen Unternehmen VR-Marketing bisher vor allem in ihren Läden oder auf Messen ein.
Zudem hat Virtual Reality (bisher) noch keinen maßgeblichen Einfluss auf den Markt. Es gibt schlichtwenig noch keine stichhaltigen Daten, die eine nachweisbare und nachhaltige Monetarisierung belegen. Laut Sara Spivey, CMO bei Bazaarvoice, bestehe eine zu große Diskrepanz zwischen Interesse und Neugier an der neuen Technologie und einer tatsächlichen Kaufabsicht für die damit beworbenen Produkte. Erst wenn sich VR weiter etabliert und für den Ottonormalverbraucher erschwinglich wird, wird der Einfluss für Unternehmen steigen.
Die Zukunft des Content-Marketings sehe ich jedoch auf jeden Fall in der Virtual Reality. Die Kunden wünschen sich eine interaktive, greifbare Erfahrung. Indem wir mit VR-Content Erlebnisse erschaffen, können wir die User Experience maßgeblich beeinflussen. Die Zukunft liegt in VR-Welten, die nicht nur real aussehen, sondern in die der Kunde eintauchen, sich frei bewegen, Gegenstände anfassen kann und vielleicht sogar Gerüche wahrnehmen kann. Die Ideen sind allesamt da, sie müssen nur ausgeführt werden.
Virtual Reality steckt immer noch in den Kinderschuhen – deswegen lautet die Devise: Ausprobieren und testen, die Möglichkeiten sind nahezu unbegrenzt! Also: Turn on, tune in, drop out – garantiert ohne Nebenwirkungen!