Machen Sie aus abstrakten Gedanken konkrete, präsentierbare Konzepte – wir zeigen Ihnen wie
Was haben ein Museumsgebäude und eine App oder Website gemeinsam? Ganz einfach: Am Anfang steht eine Vision. Diese wird mit Prototyping Schritt für Schritt verwirklicht. Wie das funktioniert, verrate ich Ihnen in diesem Blogbeitrag.
Ohne Idee entsteht keine Kampagne, kein Produkt, kein Service. Doch viele Visionen scheitern frühzeitig. Denn die Challenge besteht darin, diese Vorstellung greifbar und verständlich zu machen. Selbst für die renommiertesten Spezialisten der Welt ist das eine Herausforderung. Zum Beispiel für den Architekten und Designer Frank Gehry. Er bekam von Milliardär Bernard Arnault den Auftrag, einen “ausserordentlichen Ort für Kunst und Kultur” zu kreieren. Mit Prototyping entwickelte Gehry die “Glaswolke” – das Gebäude der Fondation Louis Vuitton. Was hat das nun mit der digitalen Welt zu tun? Auch hier sind Prototypen essentiell für die Entwicklung von Produkten und Leistungen.
Allgemein versteht man unter Prototyping die Annäherung an ein Produkt oder einen Service. Bei dieser Methode werden die gewünschten Eigenschaften des Produkts mit aufwandsarmen, günstigen Vorab-Exemplaren überprüft. Das Verfahren hat seine Wurzeln hauptsächlich in Architektur und Industrie.
Prototypen machen aus abstrakten Gedanken konkrete, präsentierbare Konzepte. Kurz gesagt: Mit Prototyping entstehen Ideen zum Anfassen. Der Aufwand ist vergleichsweise gering und die Vorteile liegen auf der Hand. Wer seine Vorstellungen nicht lange erklären muss, ermöglicht schnellere Entscheidungen und beugt Missverständnissen vor. Eventuelle Änderungswünsche des Auftraggebers können frühzeitig umgesetzt werden. Das spart Zeit und Geld, die in Projekten meist knapp bemessen sind. Da Prototypen im digitalen Bereich in Zusammenarbeit mit dem Auftraggeber entstehen ist zudem häufig ein besseres Arbeitsverhältnis mit dem Kunden ein positiver Nebeneffekt.
Bevor das eigentliche Prototyping beginnt, sind einige Vorarbeiten nötig. Zunächst braucht das Team alle verfügbaren Details zum Projekt:
Ist die Vision sehr unspezifisch, geben Interviews mit verschiedenen Personen auf Auftraggeberseite – z.B. Kundenberater, Marketingmanager, etc. – Aufschluss über die eigentlichen Ziele. So kristallisieren sich die wichtigen Themen einer digitalen Lösung heraus. Zu jedem Thema kann ein Prototyp erstellt werden.
All die vorab gesammelten Informationen fliessen in ein Storyboard ein, das 15 bis 20 Bilder umfasst. Das Storyboard bildet mögliche Screens und Touchpoints ebenso wie den Kontext der Leistung oder des Produkts.
Im Idealfall bilden 5-8 Personen das Kernteam. Das sollte den Prototypen aus drei Perspektiven kritisch analysieren – nämlich Business, User und Technologie. Folgende Schlüsselrollen benötigt das Team in jedem Fall:
Wie bei anderen Projekten gilt auch im digitalen Kontext: Die Prototypen werden im Laufe des Prozesses hinsichtlich ihrer Ă„hnlichkeit zum Endprodukt immer genauer. Darunter fallen zum Beispiel Aspekte wie Schriftart, Farbgebung und andere Branding-Details. Diese Ă„hnlichkeit bezeichnet man auch als Fidelity. Man unterscheidet zwischen folgenden Stufen:
Zur Low-Fidelity gehört die sogenannte Solution Sketch. Das ist der erste Prototyp. Dieser soll eine Geschichte erzählen und wird häufig zunächst auf Papier festgehalten. Jeder Teilnehmer erstellt eine eigene Solution Sketch, die relativ einfach gehalten ist. Anschliessend kommt das Team zusammen, um über die Prototypen zu entscheiden. Jeder hat die Chance, alle Prototypen für sich in Ruhe zu begutachten. Dabei markieren die Teilnehmer Fragen und Aspekte, die sie besonders spannend finden. Diese Highlights sind sehr hilfreich bei der Lösungsfindung: Die besten Aspekte können so einfach in die nächste Stufe bzw. den nächsten Prototypen übertragen werden. In einem neuen Storyboard werden alle Schritte und nötigen Screens festgehalten.
Bevor es den nächsten Prototypen erstellt, entscheidet sich das Team für geeignete Tools (z.B. Figma oder Sketch, weitere Beispiele folgen unten). Ein weiteres Element der Mid-Fidelity-Stufe ist das Timeboxing: Ressourcen und geplanter Inhalt werden an der noch zur Verfügung stehenden Zeit orientiert. Anschliessend wird gemeinsam der nächste Prototyp am PC gebaut. Dann lässt sich der Nutzertest und/oder die Stakeholder-Präsentation durchführen. Während des Nutzertests halten Kameras die Mimik der Probanden fest – und offenbaren so deren Gefühlsregungen. Am besten werten andere Teammitglieder diese live in einem separaten Raum aus. Letzten Endes fliessen alle Bewertungen in eine grosse Matrix mit Probanden und Screens ein. Diese wird daraufhin analysiert, um Verbesserungspotenzial zu identifizieren.
Beim letzten Schritt passen die beteiligten Designer Style Guides und Branding an. Basierend auf den Ergebnissen der Nutzertests ĂĽberarbeiten sie das User Interface. Auch an Icons und Animationen wird der letzte Feinschliff vorgenommen.
FĂĽr mich steht fest: Prototyping ist eine Geisteshaltung.
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