Wie können wir das Internet grüner machen?
Schüler/innen gehen am Freitag demonstrieren, Bürohelden/innen trinken ihren nachhaltigen Kaffee aus Mehrweg-To-Go-Bechern und sogar Oma und Opa verzichten auf ihre jährliche Skandinavien-Kreuzfahrt – Nachhaltigkeit ist im Trend.
Während wir in der analogen Welt mittlerweile fast alles auf Klima- und Umweltverträglichkeit überprüfen, bleibt unser zweites Zuhause – das Internet – davon ziemlich unberührt. Und das, obwohl sich digitale Aktivitäten stark auf die Umwelt auswirken:
oder
Vor meiner Recherche zu diesem Thema habe ich mir ehrlich gesagt wenig Gedanken darüber gemacht. Mit dem “Carbonanalyzer”-Plugin für Firefox habe ich dann einen normalen Arbeitstag getrackt. Das Ergebnis: Ich habe ca. 0,5 kWh und 223 g CO2e verbraucht. Das entspricht in etwa dem, was man beim Kochen von 35 Tassen Kaffee verbraucht – um beim Büro-Beispiel zu bleiben. Dabei ist der tägliche Spotify-Stream noch nicht einmal eingerechnet.
Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt man mit dem Online-Tool von Websitecarbon, das die Auswirkungen jeder Website auf das Klima anschaulich berechnet. Um den CO2-Ausstoß von www.merkle.com auszugleichen, müssten wir jedes Jahr drei Bäume pflanzen.
Jedes einzelne heruntergeladene Bit einer Website, jede Google-Suche oder auch nur eine einfache Mail landet in einem großen, energieintensiven Rechenzentrum irgendwo auf der Welt – und verursacht so eine CO2-Belastung.
Es ist also irgendwie ironisch, dass ich auf einem digitalen Medium einen Artikel über digitale Nachhaltigkeit veröffentlichte. Denn auch dieser Artikel landet vermutlich irgendwann in einem Datenarchiv und verbraucht so weiter unnötig Energie. Ich möchte aber an dieser Stelle keine Moralpredigt über digitale Nachhaltigkeit halten – es geht vielmehr darum, überhaupt ein Bewusstsein für dieses Thema zu schaffen und euch ein paar Denkanstöße zu geben.
Liebe Bambusstrohhalmende Back-Endler, Fahrradfahrende Front-Endler und Demeter-verliebte Designer, ich muss euch enttäuschen: Wir werden die Pariser Klimaziele nicht erreichen, indem wir alle Buttons grün färben. Tatsächlich gibt es im Moment noch keine Entwicklungs- oder Design-Standards, die digitale Nachhaltigkeit berücksichtigen. Vielmehr sind es kleine Dinge, die wir teilweise aus anderen Gründen schon bei der Entwicklung von digitalen Produkten berücksichtigen:
Und sonst? Das war’s schon? Mehr können wir nicht machen? Das habe ich mich auch gefragt und ich wäre kein Kind der Generation Y wenn ich an dieser Stelle nicht noch ein paar kritische Fragen in den Raum werfen würde:
Jetzt seid ihr dran: Wir alle können mit kleinen Schritten beginnen. Wann habt ihr zum Beispiel das letzte Mal euer E-Mail-Postfach aufgeräumt? Denkt beim nächsten Relaunch bitte darüber nach, ob es den großen Stage-Video-Teaser mit Autoplay wirklich braucht.