Namics im Interview an den Informatiktagen 2018 in ZĂĽrich. Ăśber Vielfalt und Herausforderungen im Alltag
Warum sich Frauen manchmal wie blaue Bälle fühlen und Vielfalt nicht nur etwas mit Frauenquote zu tun hat, erzählen Bettina, Software Engineer, und Nina, Senior Experience Designer, mit denen ich mich im Zuge der Informatiktage in Zürich zum Interview getroffen haben.
Nina: Ich wĂĽrde sagen: Von meiner Sorte gibt es viele und es ist ein wachsendes Berufsfeld und am meisten Spass macht es, dass man Sachen entwickeln kann, die wirklich einen konkreten Nutzen haben. Die dann auch fĂĽr die breite Masse sind und auch meiner Oma helfen, im Alltag besser klarzukommen.
Bettina: Ich habe jetzt gehofft, dass ich etwas klauen kann (lacht). Ich baue Computerprogramme, die den Computer – den komischen Kasten in der Ecke – bedienbar machen.
Nina: Ah ok, Ich glaube viele fragen sich, “Was machst du die ganze Zeit vor diesem komischen Kasten. Sieht ja voll langweilig aus.”
Bettina: Ja genau, Ich hänge den ganzen Tag vor diesem komischen Kasten und schaue, dass dieser Kasten noch mehr kann.
Nina: Also unter dem Strich, machen wir etwas ziemlich ähnliches. Wenn wir zum Beispiel eine Webseite bauen für einen Netzbetreiber, braucht es zuerst ein Konzept, wie und warum das Thema für Leute relevant ist und wie sie es besser verstehen können. Ich habe zuerst ein Konzept dafür erstellt, wie die Leute Strom besser verstehen können. Das ist ein Bereich, den kannte ich bis vor kurzem auch nicht. Man lernt durch den Job immer wieder neue Themen und Sachen kennen. Es ist nicht so, dass es ein Job wie früher ist, wo man immer nach Schema F jeden Tag dasselbe gemacht hat und dann am Schluss durch diese Repetition immer besser geworden ist. Ich musste mir in meinem jetzigen Job am Anfang recht viel anlernen.
Bettina: Ich habe eigentlich bei jedem Deployment (also wenn meine Programmänderung installiert wird) meinen persönlichen Feiermoment. Ich baue E-Shops und ich finde es total toll, dass Leute über meine Software oder über den Bereich, welchen ich entwickelt habe, Sachen kaufen können. Ich finde es super, dass ich dann sagen kann: “Hey, wenn du etwas kaufst, dann weil ich es entwickelt habe …“ (alle lachen). Das macht jedes mal bei jedem Kunden und bei jedem Live-Gang Spass.
Bettina: Bei mir ist es recht einfach. Ich bin gelernte Chemielaborantin und im Lehrbetrieb hatten wir ein Gerät mit einer Software die, wenn man sie falsch bedient hat (oder auch wenn man sie richtig bedient hat), eine Nadel im Wert von mehreren hundert Euro falsch positioniert hat, wodurch diese zerstört wurde. Ich habe mir immer gesagt: “Wie kann man so eine Software bauen, das kriege ich besser hin” und so habe ich dann nachgeschaut, welche Studiengänge Labor und Informatik verbinden. Leider kamen diese Studiengänge in dem Jahr, in dem ich es machen wollte, nicht zustande und so bin ich in die technische Informatik gerutscht und dachte, dass es eigentlich ganz nett ist. Somit bin ich dann auch in der technischen Informatik geblieben und bin dann immer mehr in die Webentwicklung reingerutscht.
Bettina: Es gibt da gefühlt 200 Informatikstudiengänge und wenn man sich dann die Vorlesungsinhalte anschaut, unterscheiden sie sich nicht gross.
Eva: Aber du hattest einen anderen Schwerpunkt?
Bettina: Ja, ich hatte dann etwas mehr Elektrotechnik und Roboter.
Nina: Dich muss ich mir warm halten, wenn ich jemals einen Roboter brauche. (lacht)
Nina: hmm, ich finde das richtig schwierig. Denn wenn man auf der Suche ist nach einem Job, dann muss man sich in einer Form wiederfinden. Das was einen wirklich interessiert, muss man für sich selbst herausfinden, denn sie stehen nicht in der Stellenbeschreibung, was manchmal ein Problem ist. Ich finde es wichtig, dass man gute Kollegen hat und gute Leute findet, die einem mitziehen und man sich wohl fühlt und das Gefühl hat, dass man jeden Tag 100 Prozent da arbeiten kann. Das ist ein grosser Teil des eigenen Lebens und für mich ist es am wichtigsten, dass es auch persönlich passt.
Bettina: Die bekannten IT-Klischées – das unsympathische Kellerkind – sind mir eher zu Schulzeiten begegnet. Ich habe mich gefragt, seitdem ich im Berufsleben als Informatikerin tätig bin, wo alle diese Klischées abgeblieben sind, die kennt man in der realen Welt kaum. Es ist ein sehr kommunikativer Beruf und ich rede fast mehr, als ich über den Code fluche (lacht). Mit dem richtigen Team ist man viel am Kommunizieren, also nicht Kaffeekränzlein, sondern sinnvoll am Kommunizieren. Dieses kommunikative Arbeiten im Team ist etwas, was total viel Spass macht und Frauen oft liegt, um wieder beim Klischée zu sein. Die Realität in unserem Beruf sieht eben nicht so aus, wie es damals in der Informatik AG war, in denen nur Jungs waren, die dachten, ich sei eh nicht gut in Mathe.
Nina: In dem kreative Bereich, in dem ich arbeite, gibt es viele Consultants und Designer, die Frauen sind. Da haben wir nicht so ein Problem, dass wir da eine Ungleichheit haben. Es ist eher ein Problem, dass es ziemlich homogen ist, was den Kulturkreis angeht und dass man sehen muss, dass es eine gewisse Vielfalt gibt. Denn die Vielfalt bereichert dann den ganzen Arbeitsplatz und auch die Sachen, welche wir am Schluss produzieren. Persönlich sehe ich ein grosses Problem, dass es tief in den Leuten drin ist, wie Frauen kommunizieren und wie Frauen zum Beispiel in gemischten Gruppendiskussionen sind. Dies ist etwas, was merkbar anders ist, als wenn ein Mann spricht oder präsentiert und auch die Behandlung ist ein bisschen anders. Merkt man so etwas, sollte man die Leute aktiv darauf hinweisen mit “Hey, ist es dir aufgefallen?”, weil es vielen Leuten nicht bewusst ist. Ich glaube, dass das der erste Schritt ist, um das Verständnis zu fördern und in die richtige Richtung zu bringen.
Eva: Wie du schon gesagt hast, sollte es einfach immer wieder angesprochen werden. Bei Namics gibt es deswegen auch einen Diversity Manager. Es wird also nicht gesagt, dass es das bei uns nicht gibt, sondern es wird offen angesprochen. Das könnte der erste Schritt sein, dass sich Frauen stärker vertreten fühlen.
Nina:Aus meiner Sicht wird die Thematik in Firmen oft zu zurückhaltend behandelt, vielleicht auch weil man sich nicht exponieren mag. Gerade als Frau, fühlt man sich manchmal wie unter der Lupe, von wegen alle Bällchen sind rot und ich bin das blaue Bällchen, was auch eine Drucksituation ist. Von alleine und von unten dagegen anzugehen ist oft erschöpfend und deshalb ist es umso wichtiger, Gleichgesinnte zu finden, welche das strukturiert angehen, weil es allen hilft- auch im Auftrag der Firma. Manche Veränderung kann nur stattfinden, wenn sie von oben und von unten unterstützt wird – und wenn es sein muss mit Nachdruck.
Bettina: Es gibt Onlinekurse, welche einem direkt Rückmeldung geben und auch pädagogisch sehr wertvoll sind mit Beispielen. Bei denen man programmieren und direkt Feedback für seine Ergebnisse erhält. Das machen wir auch in unseren Räumen an den Informatiktagen mit Apple Swift Playground, bei welchen man eine kleine Figure weiterwandern lässt mit Hilfe von Programmierbefehlen und so spielerisch die Grundzüge des Programmierens lernt. Es gibt mittlerweile Frauenkurse, welche sich einmal die Woche zusammensetzen und gemeinsam Onlinekurse bearbeiten. Es hört sich jetzt ein wenig komisch an, aber ansonsten nimmt man sich keine Zeit dafür, weil immer etwas dazwischen kommt. So hat man einen festen Termin, setzt sich zusammen und löst ein Kapitel in diesem Onlinekurs zusammen. So kann man recht gut programmieren lernen und, wenn man dran bleibt, auf ein gutes Level kommen. Das ist in keinster Weise schlechter, als wenn man an den Stoff von einem Professor an der Uni lernt. So kann man sehr gut die Programmierung erlernen und in diesem Berufsfeld reinschnuppern.
Nina: Und wie ist es bei der Namics? Welche Personen haben es sich selbst beigebracht und welche waren an der Uni?
Bettina: In der Schweiz bilden wir diese natürlich selber aus. Wir haben ein paar Lehrlinge, auch in der Anwendungsentwicklung. Ansonsten habe ich viele Arbeitskollegen, die nach ihrer Lehre als z.B. Elektroniker ein Informatikstudium im zweiten Bildungsweg angeschlossen haben. Den prozentualen Anteil an Kollegen, die über den zweiten Bildungsweg gekommen sind, weiss ich nicht, aber es gibt unter uns Programmierern viele Elektroniker, Elektriker und sogar Bäcker – ich bin ja selbst Chemielaborantin – bei der Namics. Die ganzen “alten Hasen” haben alle Physik studiert, da es Informatik als Studienfach damals noch nicht gegeben hat. Die klassische Variante sich direkt nach der Schule für Informatik zu entscheiden gibt es, aber ganz klassisch kenne ich es in unserem Beruf kaum.
Eva: Das ist ja super spannend auch fĂĽr die Besucher/innen der Informatiktage, da man seine Karten immer wieder neu mischen kann.
Nina: Man sollte nicht verzweifeln, da es für jede Person eine Nische gibt und man muss diese nur finden. Das ist zwar leichter gesagt als getan, aber ich finde am wichtigsten, dass man den Kontakt zu Gleichgesinnten sucht. Zum Beispiel Meetup’s zu Themen, welche einen interessieren oder auch innerhalb der Firma schaut, wer sowas schon einmal gemacht hat und mir etwas beibringen kann. Das bringt einen viel schneller weiter, als wenn man alles versucht alleine zu machen.
Eva: Vielen Dank für das spannende Gespräch.
Bei Namics arbeitet du nicht alleine, sondern hast immer ein Coach und dein Team hinter dir. Dir hat das Interview gefallen und du möchtest gerne Teil von Namics werden, dann schau dich gerne auf unserem Stellenportal um oder besuche uns direkt an den Informatiktagen am kommenden Freitag, den 1. Juni und Samstag den 2. Juni. Bettina und Nina sind auch vor Ort und freuen sich auf euch und eure Fragen.