Was es für Neuigkeiten in der Bankenbranche gibt, erläutert Roman Zollet von Namics
Nachdem im Juni dieses Jahres die HSLU zum Thema „Innovationen im Banking eingeladen“ hatte (wir waren auch da, hier der Bericht), stand heute die alljährliche (ausverkaufte) Retail Banking Konferenz auf dem Programm. Hier unsere live gebloggte Zusammenfassung.
Der Gastgeber Andreas Dietrich stellt die Studie vor. GL-Mitglieder der Retailbanken sagen zur Technologie-Relevanz (in absteigender Wichtigkeit): Cyber Security, Prozessdigitalisierung, Data Analytics, Advanced Scanning, Digitale Identität. Bei den Produkten/Dienstleistungen: Mobile Payment mit grossem Abstand vor allem anderen. Und: alles wird wichtiger. Der Nebel hat sich also noch nicht gelichtet. Erkenntnisse zu den Auswirkungen der Liquiditätsvorschriften: Risiken sind in den Fokus gerückt, die LCR (liquidity coverage ratio) einführen war fachlich und technisch aufwendig, Effektivität gut und Effizient schlecht, hat die CH-Retailbanken 16 Mio gekostet, wird teurer wenn Zinsniveau sich normalisiert. Die Performance aus Anlegersicht ist schlecht (deutlich tiefer als der SPI in den letzten 10 Jahren, auch und v.a. bei den nicht kotierten Bank-Titel), mit teilweiser grosser Volatilität. Im Benchmarking (Rentabilität, Risiko, Struktur) hat die Caisse d’Epargne d’Aubonne (10 Mitarbeiter :-) ) vor der Schwyzer KB gewonnen. GKB auf Platz 4, TKB auf Platz 8, Migrosbank auf Platz 9. Zum Thema Corporate Governance interessant: 40% der neugewählten VR-Mitglieder sind Frauen. Es gibt aber noch viel aufzuholen.
Mariateresa Vacalli, ETH-Ingenieurin / bisherige Digitalchefin der BKB und neue CEO der Bank Cler, verfolgt mit Cler unter dem Übermotto „Einfachheit“ den dualen Ansatz: digital und persönlich, und immer omni-channel. Zak war „Proofpoint“ für die neue Ausrichtung, 25k Kunden (< Downloads). Fokus jetzt: Aufbau neuer Geschäftsmodelle („Digital Banking schafft neue Ertragsmodelle“) und Business Transformation. Basis (unter anderem): Zak-Analytics und Kunden-Zugang über Zak für Up- und Cross-Selling.
Arunan Tharmarajah sagt: nur 3% aller grenzüberschreitender Transfers sind transparent bzgl. Preis. TransferWise will „money without borders“, bald auch mal gratis („we aim to be 10% cheaper than the banks“). Borderless accounts rollen sie gerade aus, mit einem Mechanismus der automatisch die „günstigste“ Währung sucht. Status quo: 6 Mio Kunden, 1600 currency routes, 4 Mia GBP Volumen pro Monat, 20% Market Share in UK (Nummer 2 nach Lloyds). Grosser Unterschied zu Revolut, Monzo & Co.: TransferWise läuft rentabel.
Andreas Herrmann von der Consorsbank (Onlinebank-Pionier in Deutschland, 1300 Mitarbeiter) mit 1.6 Mio Kunden teilt Beratung (für 20k Anlage-Kunden) in 4 für die Consorsbank wichtige Bereiche: Telefon als Hauptkanal, alternatives Preismodell (Kickbacks werden gutgeschrieben, pauschales Beratungsentgelt 0.7% – 1%, keine Ausgabegebühren), Auto-Upload ins Archiv, automatisierte Dokumentation. Alles mit aixigo. Nicht überraschend: Beratungskunden sind im Schnitt häufiger männlich und knapp 10 Jahre älter als alle B2C-Kunden, mehr Rentner und Selbstständige als im Durchschnitt, sehr treu, höhere NPS-Werte. Screensharing und Videoberatung wurde bereits früh getestet, aber nicht als Bedürfnis erkannt und nicht eingeführt.
Jan Blöchliger, Leiter Geschäftsbereich Banken, bewertet die Regulierungsdichte in der Schweiz – im internationalen Vergleich – als tief. Die FINMA will trotzdem Komplexität abbauen, gerade auch für kleine(re) Banken (200 Banken in Kategorie 5).
Alexandra Karg, Leiterin Geschäftsbereich Operations, ist für die Digitalisierung der FINMA (mit SupTech als Gegenstück zu RegTech) zuständig. Die datenbasierte Aufsicht nimmt in der Bedeutung zu, je mehr Banken in einer Kategorie sind (also v.a. für Kategorie 5-Banken/Effektenhändler). Digitalisierungsthemen: Outsourcing, Big Data, Cyberrisiken, Clouds. Kommunikation mit dem Markt geschieht über das Portal komplett digital, 50% des Informationseingangs passiert im Moment schon digital. Ausblick: „Modern Analytics“ mit Datenerhebung (alle Kanäle und im Portal), Datentransformation (RPA, Text Mining, …) und Datenanalyse (Machine Learning).
Geert Van Kerckhoven, CEO und Co-Founder von Oper, zeigt uns die digitale Hypothekarlösung für Banken, mit Fokus End-to-End-Prozess, papierlos. Kaufen kann man ein Set aus flexiblen (best-of-breed) Modulen, von Profiling/Scoring inkl. PSD2-likem Zusammenführen von Accounts, Upload von Steuererklärung, OCR, automatischem Messaging, digitaler Signatur, usw. Oper ist noch nicht so gross und hat z.B. für CH auch noch einige Baustellen (für digitale Signatur laufen momentan Partner-Gespräche), schaut aber interessant aus, insbesondere für die Aspekte „papierlos“ und „von A bis Z“.
Thomas Hilgendorff, CEO und Co-Founder von Yapeal, ist überzeugt, dass ein Portemonnaie ein primäres Bedürfnis ist (nicht wie die Hypothek). Yapeal wurde im Juni 2018 gegründet und ist mit einem Greenfield-Ansatz gestartet. Alle in ZH-Altstetten (ohne Externe, ohne Nearshoring), 100% agil (auch GV ist auf dem Kanban-Board, mit Stories ;-) ). Zusammenarbeit mit FINMA und SNB war/ist gut. Onboarding ohne Video, das finden die Kunden nicht cool. Alles auf Google-Cloud (in CH). 60% der Kunden aller Retailbank-Kunden haben Konto, ZV und Karte, mehr nicht. „Diese Kunden sind doch komplett overbanked.“ Da will Yapeal anknüpfen. Die erste Transaktion war im August 2019, im Moment sind 60 Alpha-Tester am Testen. FinTech-Lizenz sollte noch dieses Jahr kommen. Yapeal wird nicht gratis sein, sondern eine Subcription / Flat Fee à la Spotify haben. „Gehen Sie von einem Betrag zwischen CHF 5.- und CHF 10.- aus.“